Eindrücke vom Ostermontag 2024
Ostermontag, am 01.04.2024, in Friedrichshafen -->
hier findest du unseren Film auf YouTube zum Ansehen - bitte hier klicken!
FriedenSmacht Europa - gemeinsam Frieden und Klima schützen
Zum Ablauf / Programm:
- Treffpunkt um 13:00 Uhr am Buchhornplatz in Friedrichshafen
- Eröffnungsrede durch Günter Weber und Friedensmusik mit Klaus Balogh
- Demonstrationszug zur Musikmuschel / Uferstrasse Abschlusskundgebung um ca. 15:00 Uhr mit
einem moderierten Podiumsgespräch durch Andreas Zumach
♦ mit Heike Engelhardt (Mitglied des Deutschen Bundestags, SPD)
♦ Marina Hagen-Canaval (Pressesprecherin der Letzten Generation Vorarlberg),
♦ und Jo Lang (Historiker, Alt-Nationalrat, Vorstand GSoA)
Wir danken allen Redner*innen, dass ihr euch die Zeit genommen habt!
Die Veranstaltung wurde umrahmt mit Musik durch Brainfisch, auch euch ein herzliches Dankeschön!
Herzlichen Dank an Günter Weber für den sehr interessanten und einfühlsamen Beitrag über die Geschichte von Friedrichshafen!
Die Eröffnungsrede kann hier nachgelesen werden:
http://www.waffenvombodensee.com/die-nachsten-veranstaltungen/
Eine umfangreiche Bildergalerie des Bodensee-Friedensweges 2024 finden Sie hier:
http://www.friedensregion-bodensee.de/bodensee-friedensweg/
Videobericht von Andreas Schwendener, Bodensee-Friedensweg Originalaufnahmen von Anfang bis zum Schluss:
Bericht in der Zeitung "Schwäbische", leider wurden nur 300 Teilnehmer erwähnt, wir selbst haben 800 gezählt!
Danke für die Fotos an A. Brugger, L. Reiner, A. Saleem, M. Schulze v. Glaßer, O. Siegemund und I. Weber sowie
Filmschnitt/YouTube durch Schütte Helena und den Videobericht von Andreas Schwendener sowie alle Radiointerviews in Radio Proton mit Ruth Kanamüller!
Eigenbericht zum Bodensee-Friedensweg 2024, Friedrichshafen, Lena Reiner
Friedensbewegt sein muss nicht bedeuten, sich in allen Details einig zu sein.
Das haben besonders die letzten zwei Jahre gezeigt, seit der russische Angriffskrieg
auf die Ukraine die Schlagzeilen prägt. Ein entsprechendes Meinungsspektrum brachte auch der
diesjährige internationale Bodensee-Friedensweg in Friedrichshafen auf die Bühne und bewies
dabei Mut zu Dissens. Die rund 300 Veranstaltungsteilnehmer belohnten diesen mit Applaus und
langem Stehvermögen, trotz kühler Temperaturen und anfänglichen Nieselregens.
Den Auftakt macht Günther Weber, der seit 35 Jahren in Friedrichshafen lebt und sich für Frieden
stark macht. Er erinnerte die Teilnehmer an die Geschichte Friedrichshafens, besonders den 28. April
1944. „322 Lancasterbomber erreichten Friedrichshafen um 1 Uhr 05. 70 Minuten später lag die
Altstadt in Schutt und Asche.“ Nur in dieser Nacht seien mehr als 200 Menschen getötet worden.
Weitere Hunderte starben in der Folge bei weiteren Angriffen auf die Rüstungsstadt. Die Zerstörung
dieser sei in Berlin vorhergesehen und in Kauf genommen worden; das belegen auch die
Wiederaufbaupläne für die Stadt am See, die bereits 1940 fertig in der Schublade lagen.
Organisator Frieder Fahrbach gedachte daraufhin mit einem Moment der Stille aller Opfer aller
Kriege weltweit.
Dann ging es in einem Zug durch die Innenstadt vom Buchhornplatz über die
Karl- und Friedrichstraße bis zur Musikmuschel am Ufer. Unterwegs blieben einige Passanten
stehen und lasen die Botschaften der Marschierenden, die sich gegen Waffenlieferungen an Israel,
für ein Ende des Genozids im Gaza, für ein Ende des russischen Angriffskriegs auf die Ukraine und
generell mehr Frieden in der Welt stark machten. Friedensaktivisten aus Deutschland, Österreich
und der Schweiz kamen zusammen, dazu Umweltaktivisten, denn der internationale Bodensee-
Friedensweg verbindet traditionell den Schutz von Umwelt und den Erhalt des Friedens.
Moderiert von Andreas Zumach äußerten sich die österreichische Pressesprecherin der Letzten
Generation Marina Hagen-Canaval, der Schweizer Historiker Jo Lang und die deutsche SPDBundestagsabgeordnete Heike Engelhardt zu den großen Fragen rund um Krieg und Frieden.
Zumach erinnerte in seinen Eröffnungsworten an die Proteste in Israel, die nicht nur eine
Freilassung der Geiseln forderten, sondern auch eine Waffenruhe im Gaza-Streifen sowie ein Ende
der Amtszeit von Regierungschef Benjamin Netanjahu: „Ihnen gilt unsere Solidarität!“
„Ich halte nichts davon, dass Europa sich zur Atommacht aufspielt und ein gnadenloses Wettrüsten
beginnt. Ich komme aus der Generation 'Frieden schaffen ohne Waffen“, stellte Engelhardt direkt zu
Beginn klar. Auch die anderen Podiumsgäste hielten wenig vom „atomaren Schutzschirm“, den sie
ganz grundsätzlich in Frage stellten.
Wichtig hingegen seien Verhandlungen, auch da bestand Einigkeit. Zumach hinterfragte, ob
Bedingungen, wie die Ukraine sie stelle, dass erst verhandelt würde, wenn alle russischen Truppen
abgezogen seien, zulässig seien. Lang positionierte sich zuerst:„Ich würde jetzt aus
verhandlungstaktischen Aussagen keine Essenz einer Regierung ziehen.“ Aber eins sei klar: „Ich
werde nie an die Ukraine, die angegriffen wurde, Forderungen stellen. Ich stelle Forderungen an
Putin, der angegriffen hat. Aber es stimmt; am Schluss muss man mit dem Feind reden, das weiß
auch Selenskij.“
„Es ist ein komplexes Thema, das kann man nicht schwarz-weiß diskutieren“, betonte Engelhardt,
„ich kann mir unter Umständen vorstellen, dass es eine internationale Friedensmission gibt, die in
der Ukraine für eine Übergangszeit tätig ist.“ Diese könne Putin und Selenskij ermöglichen, an den
Verhandlungstisch zu kommen und auch wenn es jetzt schwerfalle: „die ermögliche, dass beide
Seiten nicht ihr Gesicht verlieren.“ Denn für eine Versöhnung brauche es am Ende zwei zufriedene
Verhandlungspartner. Gleichzeitig widersprach sich dem Schild eines Demonstranten: „Ich denke,
es steht uns nicht zu, von der Ukraine zu fordern, neutral zu sein oder irgendeinem Bündnis
beizutreten.“
Wichtig sei es, unabhängig von russischen Energielieferungen zu werden, betonte vor allem Hagen-
Canaval und forderte eine konsequente Energiewende, auch im Hinblick auf den Klimawandel ganz
im Sinne der Veranstaltung, die den Einsatz für Frieden und Umwelt traditionell verbindet: „Wenn
niemand mehr Öl und Gas kauft, dann wird die russische Wirtschaft sich verändern müssen. Das
musste die Schreibmaschinenindustrie genauso. Wenn wir immer nur sagen 'die arme Wirtschaft',
dann sterben wir alle an der Klimakatastrophe und ihren Folgen.“ Zuvor jedoch werde der
Klimawandel zu weiteren Krisen führen: Kampf um Wasser und Nahrung nämlich.
Jo Lang betonte, dass es kein Widerspruch sei, die Ukraine militärisch zu unterstützen und sich
Aufrüstung entgegenzustellen: „Das ist nur ein vermeintlicher Widerspruch derer, die das
gleichsetzen. Wir müssen nicht aufrüsten. Westeuropa und die USA sind Russland ohnehin schon
militärisch überlegen.“ Und eben damit schlug er auch den Bogen zu seiner Vorrednerin: „Es ist
unwahrscheinlich, dass Putin uns angreift und wir dürfen nicht über etwas so Unwahrscheinlichem
das aus den Augen verlieren, was sicher ist. Die Klima-Erhitzung trifft uns nämlich alle, wenn wir
nicht bald etwas sehr Mutiges tun!“
Und so endete eine Veranstaltung, die einigen Stoff zum Nach- und Weiterdenken anbot, mit
Applaus, Dank und Livemusik.